Nach einer längeren Pause, beginnen wir heute mit einem neuen Projekt: Dem Brauchtumskalender! Ab sofort werden wir euch an dieser Stelle das ganze Jahr über mit spannenden Informationen rund um das regionale Brauchtum aus dem Fichtelgebirge versorgen und beginnen – natürlich – mit Fasching.
Steht man früh auf und mistet bei Zeiten den Stall aus, so wird man das ganze Jahr über immer rechtzeitig mit der Arbeit fertig und lästiges Ungeziefer los
Kehrt die Hausfrau noch vor Tagesanbruch die Stube fein säuberlich aus und schüttet den Dreck auf den Misthaufen des Nachbarn, ziehen Flöhe und andere Quälgeister mit um; zum gleichen Zweck wird auch die Wäsche schon früh morgens im Brunnentrog ausgewaschen
Stellt sich die Bauersfrau am Morgen in unbekleidetem Zustand vor das Butterfass und „buttert aus“, reicht die Butter das gesamte nächste Jahr
Schneidet man den Kühen einige Schwanzhaare ab und gibt ihnen die Würste vom letzten Schlachtfest zu fressen, geben sie immer genug Milch
Man füttert die Hühner im Kreis, damit sie das ganze Jahr über zusammenbleiben und lockt sie nicht durch Rufen, sonst lockt man auch den Habicht herbei
Zur Fastnacht muss die Frau alles Strick- und Flickzeug beiseite legen, sonst flickt sie die Hühner zu, die dann keiner Eier mehr legen könnten
Der Bauer band indes drei Garben, damit einem das Getreide nie ausgehe und machte sich dann daran, möglichst viele Besen zu binden, mit denen man den Stall gründlich auskehrte, um Ungeziefer zu vertreiben
Scheint die Sonne länger, als man „zum Satteln eines Pferdes braucht“; wird im nächsten Jahr der Flachs verbrennen
Um den Flachs gut wachsen zu lassen, müssen Spinnräder und Wafn fein säuberlich gewaschen werden. Die Alten des Dorfes gehen außerdem an Fastnacht in’s Tanzen und versuchen, möglichst hoch zu springen. Je höher, desto besser wird der Flachs wachsen. Setzt sich jedoch einer der Tänzer dabei unfreiwillig auf den Boden, wird sein Flachs im nächsten Jahr durch Hagelschlag zerstört werden. Sponn die Frau vor Tagesanbruch nackt auf dem Misthaufen drei Fäden, geriet der Flachs gut.
An Fastnacht mussten der Pflug und drei Wagenräder mit dem besten Küchla eingefettet werden, damit die Ernte gut gerate
Isst man die zu Mittag angerichtete Suppe und den dazugehörigen Brei nicht mit dem Löffel, werden einem Schnacken und anderes Ungeziefer das ganze Jahr über in Ruhe lassen
Man darf kein Sauerkraut essen, damit einem die Arbeit nicht sauer werde
Verschluckt man drei Palmkätzchen, ist man vor Krankheiten gefeit
Peitschenknallen vertreibt Hexen und böse Geister
Stahl man beim Nachbarn unbesehen einige Holzscheite und steckte sie in den eigenen Stapel, wurde man im nächsten Jahr nicht beim Holzsammeln im Wald erwischt
Der Lehrer verschenkt am Montag je eine gesalzene und eine geschmalzene Brezel an seine Schüler, die manchmal auch nach den von der Decke hängenden Köstlichkeiten schnappen
Die Kinder kriechen unter dem Stuhl des Lehrers hindurch und dürfen dabei von ihren Klassenkameraden „versohlt“ werden
Am Dienstag brachten die Kinder für den Lehrer einige Küchle und für seine Frau etwas Flachs mit in die Schule
Der erste, der das Klassenzimmer betrat, war der Fastnachtsnarr, der letzte des Fastnachtsschwanz
Diese Bräuche hat der Walpenreuther Lehrer Paul Zahllos vor knapp 100 Jahren in der Region zusammengetragen, was für uns natürlich einen wirklich tollen Schatz darstellt; immerhin wären viele der alten Rituale sonst schon längst in Vergessenheit geraten.
Wenn ihr mehr Bräuche aus dem Jahreslauf mitbekommen wollt, lasst einfach einen „Damma noch um“ auf der Seite und wir halten euch gerne auf dem Laufenden!
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