Der Geschichte ein Gesicht geben – Teil 4

Geheimrat Philipp Rosenthal

Rosenthal, Sohn eines Porzellangroßhändlers, wurde im väterlichen Betrieb ausgebildet und ging mit 17 Jahren in die USA, wo er im Porzellanhandel arbeitete. 1879 kehrte er nach Deutschland zurück, gründete im selben Jahr eine Porzellanmalerei mit zwei Malern in Schloss Erkersreuth, wozu er das Weissporzellan von der Firma Hutschenreuther bezog. Bereits nach kurzer Zeit beschäftigte Rosenthal 60 Angestellte, verlegte das Unternehmen nach Selb und eröffnete dort 1889 eine eigene Porzellanfabrik.

Rosenthal erweiterte das Unternehmen durch Neugründungen und Ankäufe und wandelte es 1897 in die Philipp Rosenthal & Co. AG um. Internationale Bedeutung erzielte die Firma durch das seit 1908 nach Entwürfen moderner Künstler (unter anderem Henry Moore, Friedensreich Hundertwasser, Salvador Dali, Ernst Fuchs und Helmut Andreas Paul Grieshaber) produzierte Porzellan.
Er trug dazu bei, dass sich die meisten Privatmanufakturen von der bis dahin obligaten Stilrichtung befreiten und allmählich darauf verzichteten, französischen Barock- und Empirestil nachzuahmen. Monatelang durchstreifte Rosenthal Museen und Kunstausstellungen, um Anregungen für eigene Entwürfe zu bekommen. So schuf er bis zur Jahrhundertwende dem aufblühenden Bürgertum angemalte Gerätschaften für seine Tafelfreuden.
Bis dahin war die Herstellung des feinen bürgerlichen Gebrauchsporzellans eine Domäne der französischen Manufaktur, Limoges gewesen, die nun durch Rosenthals Geschäftseifer in wenigen Jahren viele Kunden einbüsste. Neue Rosenthal-Fabriken wurden errichtet und schliesslich 1897 zur Rosenthal-Aktiengesellschaft zusammengefasst, an der Philipp Rosenthal 20 Prozent der Aktien behielt. Als Generaldirektor dieser Gesellschaft, der bald acht Fabriken gehörten, umgab er sich mit der Aura des Grandseigneurs. Hunde, Pferde und schöne Frauen gehörten zu seinen Passionen wie Kaolin, Feldspat und Quarz zum Porzellan.
Er hatte sich stets als nationalbewusster Industrieführer gefühlt, der bei den Spitzen der Republik von Stresemann bis Hindenburg – gut angeschrieben war. Seine Ideen über die Exportförderung durch exakte Marktbeobachtung, schnellste Nachrichtenübermittlung und intensive Propaganda für deutsche Erzeugnisse mit Hilfe des weltweiten Werbeapparats der Leipziger Messe hatte sich die Weimarer Republik zunutze gemacht. Rosenthal bereiste das Ausland als Sendbote des Reichsverbandes der Deutschen Industrie, dessen Präsidium er angehörte.

Text: Bernhard Leutheußer, Bildmaterial: Bernhard Leutheußer